Album Review: Riverside – Love, Fear and the Time Machine/Eye Of The Soundscape

Riverside Love, Fear and the Time Machine

Dieser Review gehört zumindest teilweise in die Rubrik “Besser spät als nie”. Eigentlich hatte ich nur vor ein Review zum aktuellen Riverside Album ‘Eye of the Soundscape‘ zu schreiben, aber als ich das Album dann gehört hatte, entschied ich mich zu einer Art Doppel-Review. Der Grund ist relativ einfach, das aktuelle Album ist in meinen Augen ziemlicher “Murks”. Ich kann nicht behaupten, dass ich nicht auf instrumentale Musik stehe, Tangerine Dream zum Beispiel liebe ich, aber man erwartet hier eigentlich etwas anderes! Auf jeden Fall ein Album, welches vieles nur aufwärmt. Wer die Deluxe Edition vom 2015er Album ‘Love, Fear and the Time Machine‘ kennt, weiß natürlich, dass hier die zweite CD auch schon mit Instrumentalen aufwartet, aber fangen wir mal vorne an.  Riverside
Das Album ‘Love, Fear and the Time Machine‘ kommt mir zunächst einmal äußerst seicht vor. Schon der erste Song ‘Lost‘ klingt natürlich durch Sänger Mariusz Duda nach Riverside, dieses Eingängige klingt aber noch mehr nach seinem Sideproject Lunatic Soul. Er hat offenbar einen Faible für eingängige Melodien. Das proggige geht ein wenig verloren, aber man kann nicht sagen, dass es ein schlechter Song ist, nur eben seichter als sonst. Ähnlich sieht es mit ‘Under the pillow‘ aus, nicht schmalzig, aber auch kein bisschen metallisch. Sauber produzierter Pop-Rock-Prog könnte man fast sagen. Zum Ende hin macht er aber schon Spaß. “#addicted‘ geht eher in Richtung Uptempo, behält den eingängigen Fluß aber aufrecht. Das Akustik-Gitarren-Outro macht den Song auch hier kein bisschen proggiger. ‘Caterpillar and the barbed wire‘ ist aus Sicht eines Liebhabers des progressiven Rocks ein erster Lichtblick. Zwar hier auch wieder sehr eingängig, aber doch durch den etwas verzahnteren Rhytmus interessanter, wenn für die gesamte Struktur des Songs etwas zu lang und das sage ich als Prog-Fan ungern. SchöRiverside350pxn wird es mit ‘Saturate me‘. Es fängt riversidetypischer etwas härter an und entwickelt sich zu einem wirklich großartigen Progsong. Aus meiner Sicht passt hier einfach alles. Stimmung, Tempowechsel, Gesang, genial, so will ich Euch hören! ‘Afloat‘ ist dann ein seichter und gefühlvoller Lückenfüller, der durchaus gut plaziert ist. Über das solide ‘Discard your fear‘ gehts dann weiter zum aus meiner Sicht Highlight des Albums ‘Toward the blue horizon‘. Hier hört man deutlich, dass sie nach Steven Wilson klingen wollen, was keinesfalls eine schlechte Idee ist. Der Aufbau des Songs ist grandios. Er fängt relativ ruhig an, wechselt in etwas härtere Gefilde, dann wieder fast rührend schön, um dann aufgeregt nachdenklich zu enden. ‘Time Travellers‘ markiert dann eine sehr gelungende melankonische Ballade, Duda singt hier wirklich zum weinen schön. Mit fast 7 Minuten könnte man meinen, sie sei zu lang. Nein! Eigentlich schade, dass es dann mit ‘Found‘ so ruhig bleibt, ein wenig Kontrast wäre hier sicherlich nicht die schlechteste Idee gewesen, obgleich diese hoffnungsvoll anmutende Ballade kaum Makel zeigt.
Die 5 Songs der Bonus CD plänkeln im Grunde so vor sich hin. Sie hätten durchaus versuchen können, diese Instrumentale in die 10 Songs der ersten CD zu intergrieren, sie wäre sicherlich um einiges proggiger geworden. So, ist es vielleicht geeignet, um Fahrstühle und Supermärkte zu beschallen oder als Filmmusik.

Das AlbuEye Of The Soundscapem ‘Eye Of The Soundscape‘ macht im Prinzip da weiter, wo die Bonus CD von ‘Love, Fear and the Time Machine‘ aufgehört hat könnte man jetzt sagen, aber eigentlich ist es noch etwas schlimmer, denn alle 5 Titel sind identisch auch auf dieser zweiten CD vorhanden. Man hat sich bei diesem Album viele Instrumentale der letzten Jahre geschnappt und sie als eine Art Best Of verpackt. Einige wenige Songs sind neu abgemischt, ganze 4 Songs sind komplett neu. Insgesamt kann man sagen, dass die elektronischen Ergüsse hier doch deutlich übertrieben wurden. Schon nach der ersten CD ist man im Prinzip schon lange durch mit dem Album, es ist einfach zu banal und eintönig. Grund für dieses Album ist sicherlich der viel zu frühe Tod von Gitarrist Piotr Grudzinski im Februar 2016, der genau wie Duda ein Faible für sphärische Klänge hatte. Einziger Anspieltitel, den ich erwähnenswert finde, ist der Song ‘Shine‘.

Ob die riesige polnische Prog Szene begeistert sein wird von diesem Beitrag von Riverside wage ich zu bezweifeln. Wer aber auf Ambient oder Modern Electronica steht könnte hier einen gewissen Gefallen finden, aber auch dafür ist es zu ruhig und langatmig.

Klanglich gibt es bei beiden Alben absolut nichts auszusetzen. Mariusz Dudas Stimme und sein Bass scheinen im Mittelpunkt zu stehen und alle anderen fügen sich nahtlos ein. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir hier mehr Abwechslung gewünscht und zwar bezogen auf den Fokus im Mix. Wer den sehr seichten Duda mag, kauft sich am besten ein Album von ‘Lunatic Soul‘. Das nächste Album von Riverside darf dann aber gern wieder etwas mehr in Richtung Progressiv Metal gehen, besser spät als nie…

Nachtrag:
Ich musste mir jetzt einfach noch einmal das 2013er Album ‘Shrine Of New Generation Slaves‘ in Ruhe anhören und ich muss vergleichend sagen, dass es um Längen besser als oben rezensierte ist was Musikalität, Komposition und Track Flow angeht. Dahin sollte es bitte zurück gehen und immer noch besser spät als nie…

Tracklist Love, Fear and the Time Machine:

Disc 1
1. Lost (Why Should I Be Frightened By a Hat?) 5:51
2. Under the Pillow 6:47
3. #Addicted 4:52
4. Caterpillar and the Barbed Wire 6:56
5. Saturate Me 7:08
6. Afloat 3:11
7. Discard Your Fear 6:42
8. Towards the Blue Horizon 8:09
9. Time Travellers 6:41
10. Found (The Unexpected Flaw of Searching) 4:03

Disc 2
1. Heavenland (“Day Session” – bonus disc ‘special edition’) 5:00
2. Return 6:50
3. Aether 8:44
4. Machines 3:54
5. Promise 2:44

Tracklist Eye Of The Soundscape:

Disc 1
1. Where The River Flows 10:53
2. Shine 4:09
3. Rapid Eye Movement (2016 Mix) 12:40
4. Night Session – Part One 10:40
5. Night Session – Part Two 11:35

Disc 2
1. Sleepwalkers 7:19
2. Rainbow Trip (2016 Mix) 6:19
3. Heavenland 4:59
4. Return 6:50
5. Aether 8:43
6. Machines 3:53
7. Promise 2:44
8. Eye Of The Soundscape 11:30

Hier zum Wikipediaeintrag von Riverside

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Eine Antwort

  1. Petra sagt:

    Sehr gut geschrieben. Chapeau! https://www.rsd-radio.com/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/wpml_rose.gif

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