Album-Review „Old World“ von Oknos

Quelle: Promo-Kit

Folgt man der griechischen Mythologie, so handelt es sich bei OKNOS um jemanden, der unentwegt arbeitet, aber nie fertig wird, da am Ende die Arbeit stets zunichte gemacht wird.

Diese Sorge brauchen wir bei der Band aus Hannover nicht zu haben. Ihr Debut-Album „OLD WORLD” ist fertig. Grund genug, da mal hineinzuhören.

Zuerst ein Blick auf die Band.
Inspiriert von Genregrößen wie Nightwish und Delain gründete Johannes Erdmann 2013 eine Symphonic-Metal-Band. Schnell scharte er Benjamin Offeney (Gitarre), Arne Kinast (Bass) und Sebastian Brunn (Drums) um sich, womit die Band in Sachen Instrumente schon komplett war. Als Sängerin trat dann noch Anna-Kristina Linnemann in die Band, um der Band noch eine Stimme zu geben.

OKNOS erzählen in ihren Liedern über Liebe, Abenteuer, Tod, aber auch Hoffnung. Zum Debut-Album OLD WORLD gibt die Band an, das zentrale Thema sei eine tragische Liebesgeschichte und die philosophische Frage, was möglich wäre, wenn man die Vergangenheit verändern könnte. Gibt es die Möglichkeit, Dinge zum Guten zu wenden, oder endet alles aufs Neue in einer Tragödie?

Prologue

Ein Prolog stellt eine Einleitung dar, soll uns auf das Kommende vorbereiten.

Mich überrascht die Klangfülle des ersten Albumtracks. Sehr warme, angenehm abgemischte Orchesterklänge ertönen, ich werde schlagartig an einen großen Hollywood-Film erinnert. Dieser Prolog könnte auch perfekt als Filmmusik durchgehen. Sei es drum, vielleicht offenbart sich ja das mir vorliegende Album als großes Kino. Flötentöne stimmen auf Highlands ein, grasgrüne Wiesen, das Orchester lässt mich über eben diese Wiesen fliegen, auf das Meer hinaus, ein bisschen Titanic-Feeling kommt auf.

Struggle

Gesprochenes Intro, gefällige Riffs, ein nicht übermäßig schnelles Schlagzeug und unaufgeregter Gesang. All das zusammen machen aus diesem Lied einen sehr gelungenen Einstand. Viel mehr gibt es zu diesem Lied eigentlich schon nicht zu schreiben, denn es ist nichts schlechtes darin. Ein Wow-Effekt bleibt zwar aus, aber insgesamt ein in sich stimmiger und gut hörbarer Metal-Song. Mir fehlt etwas, das ich den Mitträller-Faktor nenne. Aber wir sind ja auch gerade erst beim ersten Song.

Old World

Abendländliche Klänge leiten ein, werden von einer kraftvollen Gitarre abgelöst, bis die Sängerin klangvoll und geschmeidig ihre Stimme erhebt. Dieses abendländische Feeling zieht sich thematisch gut passend durch den ganzen Song. OKNOS stellen trefflich gut unter Beweis, wie vielseitig Metal-Musik doch sein kann.

Sin

Ich stelle es mir wahnsinnig schwer vor, den Begriff Sünde musikalisch darzustellen. Man kann Sünde erleben in dem man sie sieht, ausübt. Aber auf der Gefühlsebene wird es schon schwieriger. Insgesamt gelingt dies bei diesem Lied aber sogar recht gut. Ein wenig Aufregung nun etwas Unangebrachtes zu tun, Zweifel, Skrupel es zu machen, um es dann letztendlich doch umzusetzen. Sehr schön finde ich die eingängige Melodie. Streicher-Stakkato, im Refrain bedient sich die Anna-Kristina Linnemann dem gleichen Stil, aber auch das Zusammenspiel der Gitarre und des Schlagzeugs machen den Song zu einem sehr schönen Titel. Sehr gut gefallen mir die orchestralen Elemente, die ich aus dem Prolog schon kenne.

Ein bisschen habe ich den Eindruck, Struggle und Sin wären nacheinander aufgenommen worden. Bei Struggle war die Band noch nicht ganz warm, bei Sin haben sie aber definitiv die Betriebstemperatur erreicht.

Falling

Ruhige Klänge einer Akkustik-Gitarre verwöhnen mein Ohr. Sollte Lied drei schon eine Ballade sein? Als Fan von Damen gesungener Balladen muss ich wohl noch warten, denn nun hämmern mir schon Drums in den Ohren. Das Lied nimmt Tempo auf und spätestens jetzt hat OKNOS mich in ihrem Bann. In Falling kommen nun verschiedene Elemente zum Einsatz, die das Lied zu einem meiner Favoriten machen. Die Band streut einige kurze ruhige Passagen ein, an einer Stelle nur Gesang ohne auch nur einen instrumentalen Klang, dann ein kurzes Gitarrensolo. Schön abwechslungsreich, absolut hörbar.

The Gods They Have No Love

Offensichtlich mag die Band kurze, epische Intros. Diesmal ein leiser Chorgesang, der vom Schlagzeug angeführt, in einen temporeichen Song einführt.

Auch THE GODS THEY HAVE NO LOVE strotz vor orchestralen Klängen, die aber weder aufgesetzt noch künstlich anmuten. Es passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Toller Song.

Ghostship

Tempo, Tempo und nochmal Tempo. Die Drums leiten mit unbändigem Tempo ein um etwas später der Sängerin Platz zu geben. Verstärkt vom Chorus Ihrer Mannen gelingt es Anna-Kristina Linnemann hervorragend, einen großartigen Titel zum besten, und der Thematik musikalisches Leben zu geben. Auch in GHOSTSHIP regiert Abwechslung, zwischendurch gibt es auch ruhigere Passagen, die dann gekonnt zu neuem Tempo aufleben.

Fire

Piano erklingt, unaufgeregt, düster, aber schön. Die Frontfrau stimmt ein, singt tief und langsam, Schwermut breitet sich aus. Da ist sie nun also, meine heiß ersehnte Ballade. Ich schwelge dahin, lasse mich von dieser schönen, dunklen Langsamkeit tragen. Bis… ja bis nach guten anderthalb Minuten das Tempo wieder anzieht. Es reißt mich heraus aus meiner Ruhe, aber ich bin deswegen nicht böse. Das Lied ist einfach sehr gelungen, in sich stimmig, gehört zu meinen Favoriten. OKNOS, ich verzeihe Euch ;-)

Sailor´s Love Story

Gegensätzlich wie Wind und Wellen stellt sich dieses Lied dar. Während Gitarre und Drums auf die Tube drücken, bleibt die Vokalistin behäbig, geradezu dahin schwebend langsam. Zusammen ergibt das eine geniale Mischung, was dieses Lied auf die Liste „Muss man gehört haben“ bringt.

Requiem

Hmmm, wieder ganz ruhige Klänge, wieder leiser, langsamer Gesang, zartes Orchester. Werde ich erneut hinter das (musikalische) Licht geführt und gleich förmlich überrumpelt? Stellt ein Requiem doch ein Totengedenken dar, wird dies durch den einfühlsamen Anfang verdeutlicht und fühlbar. Wenn man Toten gedenkt, so betrachtet man das verflossene Leben im Ganzen. Die guten ruhigen Momente, wie aber auch die aufgeregten, vielleicht auch nicht immer schönen Zeiten. OKNOS gelingt es, all das in diesem Lied musikalisch darzustellen. Nein, sie haben mich nicht überrumpelt, aber so ruhig wie am Anfang ging es nicht weiter. Wenn gleich in der Mitte des Liedes stilistisch ein wenig Filmmusik Einzug hielt, ein wenig Highland-Feeling. Während wir in den bisherigen Songs öfter mal eine männliche Stimme als Gegenpart zu der wirklich guten Frontlady gehört haben, müssen in diesem Lied jetzt wohl alle aus der Band kurz im Chor singen. Wirklich gelungen und da unterstelle ich einfach das Einbringen unbestreitbar vorhandenen Fachwissens, finde ich das Ende des Liedes. Zur Erinnerung: wir hören ein Lied über Totengedenken. Und was könnte ein derartiges Lied besser abschließen, als der Klang eines „sterbenden Herzens“? Hierfür nimmt sich die Band eine ganze Minute Zeit, unterlegt das mit einem schier endlosen Klang der E-Gitarre, bis das Herz dann endgültig verstummt. Gänsehaut pur.

Wieviele Favoriten darf man sich bei einer Rezension eigentlich leisten? Ich hätte dieses Lied unbedingt gerne mit auf die Liste.

Dies waren die Songs, die sich auf der digitalen Version des Albums „Old World“ befinden werden, welches am Freitag, 13.01.2017 auf den Markt kommt.

Im März erscheint dann aber noch das physische Digipack, auf dem weitere Songs zu finden sein werden. Gibt es einen guten Grund, im März nochmal loszustiefeln? Ja, auf jeden Fall. Zum einen gehört eine gepflegte Musiksammlung komplettiert, zum anderen blieben sonst drei weitere tolle Songs ungehört.

Bonus- Tracks Digpack

The Passage

Unaufgeregt, mit viel Orchester unterlegt, mitreißend. Darauf würde ich THE PASSAGE herunterbrechen. Ein wirklich schönes Lied.

Guiding Light

Mit diesem Lied nehmen OKNOS noch einmal Fahrt auf.

Stakkato-Gesang wechselt sich mit gleitenden, entschleunigten Tönen ab, wieder im Kontrast zu den sonst alles anderem als langsamen Instrumenten. Band wie auch Sängerin beweisen, dass sie ihre Instrumente, ihre Stimme sehr gut beherrschen und vielfältig einsetzen können.

Queen Of Ice

Ich bin inzwischen von OKNOS verwöhnt, möchte bei diesem Titel nun das Gefühl des Frierens erleben.

Kalt wird mir bei diesem schnellen Titel eher nicht, wenn gleich das Lied schon ein wenig bedrohlich klingt. Ein Wechselbad der Geschwindigkeiten macht dieses Lied schön hörbar und abwechslungsreich.

Fazit

OKNOS kokettieren in ihrer Bandbiografie mit Delain und Nightwish. Dem gibt es kaum etwas hinzuzufügen, abgesehen von einer guten Portion Edenbridge.

Die Drittbeste bei “Jugend musiziert in Hannover 2010”, Anna-Kristina Linnemann sowie ihre Mannen liefern hier ein wirklich schönes Debut-Album ab. Nichts erscheint abgekupfert oder gar kopiert, handwerklich gibt es überhaupt nichts zu mosern. Auch das Konzept hinter dem Album erscheint wohl durchdacht und stimmig. Wenn viele den Niedersachsen an sich Wärme und Zwischenmenschlichkeit absprechen, brechen OKNOS hier für ihre Landsmänner eine Lanze. Beides gelingt der jungen Band hervorragend.
Ein sehr hörenswertes Album und ich empfehle eindringlich, auch auf die Bonus-Tracks nicht zu verzichten.

Da ich mich zum Bewerten immer irgendwelcher im Album musikalisch eingebrachter Elemente bediene….
4 von 5 alten Welten ;-)

Old World – Digital Album, Worldwide Release: 13. Januar 2017

Tracks:

1. Prologue
2. Struggle
3. Old World
4. Sin
5. Falling
. 6. The Gods they have no Love
7. Ghostship
8. Fire
9. Sailor’s Love Story
10. Requiem

Old World – Physical Digipack Germany Release 3. März 2017

Tracks:
1. Prologue
2. Struggle
3. Old World
4. Sin
5.The Passage
6. Keeper of Time
7. Falling 8. Guiding Light
9. The Gods they have no Love
10. Ghost Ship
11. Queen of Ice
12. Fire
13. Sailor’s Love Story
14. Requiem

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